Gemeinsame Verantwortung für Demokratie: Was Unternehmen jetzt tun müssen

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 haben uns erschüttert, auch wenn sie nicht überraschend kamen. Unser Team besteht aus Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen: Queere Menschen, trans Personen, Menschen of Color, Migrant*innen – wir alle spüren die Auswirkungen dieser politischen Entwicklung ganz persönlich. Die Angst vor zunehmender Diskriminierung, staatlichen Einschränkungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ist real.

Aber auch unser Business ist bedroht: Wenn Vielfalt und Gleichberechtigung zunehmend in Frage gestellt werden, werden unsere Werte angegriffen – und mit ihnen die Grundlage unserer Arbeit. Denn wir unterstützen Unternehmen dabei, Vielfalt nicht nur als Ideal, sondern auch als wirtschaftliche Notwendigkeit zu verstehen.

Doch was passiert, wenn gesellschaftlicher Rückschritt Unternehmen dazu bringt, diese Themen aus Angst oder Opportunismus zu vernachlässigen? Die erstarkenden anti-demokratischen und diskriminierenden Strömungen sind eine klare Herausforderung für uns alle. Jetzt ist nicht die Zeit für leises Zuschauen – Unternehmen haben eine ganz klare Verantwortung, sich offen zu positionieren und aktiv zu werden. Denn wer glaubt, Politik sei nur etwas für Parlamente, verkennt die enorme gesellschaftliche Rolle von Arbeitgeber*innen. Doch was muss jetzt geschehen?

Intern: Sicherheit und Zugehörigkeit schaffen

Marginalisierte Mitarbeitende erleben die aktuelle politische Lage oft als direkte Bedrohung. Menschen, die von Rassismus, Queerfeindlichkeit oder anderen Formen der Diskriminierung betroffen sind, haben nicht nur Sorgen um politische Entscheidungen, sondern auch um ihr tägliches Arbeitsumfeld. Unternehmen können hier konkret unterstützen:

  • Zuhören und Bedarfe erfragen: Schafft sichere Räume, in denen marginalisierte Mitarbeitende offen ansprechen können, was sie brauchen. Das können psychologische Unterstützung, Netzwerke oder einfach nur Rückhalt durch klare Unternehmenswerte sein.

  • Eindeutige Unternehmenswerte formulieren: Klare Kommunikation nach innen und außen ist essenziell. Alle Mitarbeitenden sollten wissen, dass sie in einem Umfeld arbeiten, das sich aktiv gegen Diskriminierung stellt.

  • Antidiskriminierungs- und Awareness-Trainings intensivieren: Gerade jetzt ist es wichtig, unbewusste Vorurteile abzubauen und sicherzustellen, dass sich alle Mitarbeitenden sicher fühlen können.

Extern: Haltung zeigen ist keine Option, sondern Pflicht

Es gibt keinen neutralen Raum in dieser Debatte. Unternehmen, die sich nicht klar positionieren, senden eine Botschaft – und zwar eine der Gleichgültigkeit. Gerade jetzt braucht es Unternehmen, die laut und sichtbar für demokratische Werte und gesellschaftliche Vielfalt eintreten. Das bedeutet:

  • Position beziehen: Stellt klar, dass euer Unternehmen für eine offene, demokratische Gesellschaft steht. Das kann in Form von Statements, Social-Media-Beiträgen oder internen Ansprachen geschehen.

  • Partner*innenschaften stärken: Unternehmen haben Einfluss. Nutzt diesen, indem ihr gezielt Organisationen unterstützt, die sich gegen Diskriminierung und für demokratische Werte einsetzen.

  • Politischen Druck aufbauen: Verbände, Gewerkschaften und Unternehmensnetzwerke können gemeinsam eine starke Stimme bilden. Unternehmen haben die wirtschaftliche Kraft, sich gegen diskriminierende Gesetzgebung oder Verordnungen zu wehren.

  • Vielfalt im Recruiting gezielt fördern: Jetzt ist die Zeit, sicherzustellen, dass marginalisierte Gruppen explizit in den Bewerbungsprozessen gefördert und nicht systematisch benachteiligt werden.

Eine offene Positionierung zahlt sich auch für die Unternehmen in vielerlei Hinsicht aus: Das Edelman Trust Barometer (2021) hat gezeigt, dass mehr als ⅓ der Arbeitnehmenden schon mal den Arbeitsplatz gewechselt hat, weil das Unternehmen sich nicht klar gegenüber einem politischen Thema positioniert hat. 


Ein Appell: Jetzt handeln

Unternehmen tragen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung. Wer jetzt schweigt, nimmt in Kauf, dass Diskriminierung und Ausgrenzung gesellschaftsfähig werden. Unsere Demokratie lebt von Vielfalt, und Unternehmen haben die Macht, das auch im täglichen Handeln sichtbar zu machen.

Wir bei der Diversity Factory wissen, dass viele Unternehmen gerade verunsichert sind. Aber Zurückhaltung ist keine Option. Es ist Zeit für eine klare Haltung, für sichtbare Solidarität und für konkrete Maßnahmen. Als Unternehmen könnt ihr jetzt Zeichen setzen – für eure Mitarbeitenden, für eure Kund*innen und für unsere Gesellschaft.

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Event – “Neurodiversität – Gamechanger statt Hindernis” - 20. März, ab 17:30 Uhr, WeWork (Köln)

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Abkehr von Diversity als kurzsichtige Anpassung: Wenn Unternehmen den wirtschaftlichen Irrweg gehen