Abkehr von Diversity als kurzsichtige Anpassung: Wenn Unternehmen den wirtschaftlichen Irrweg gehen
Es klingt wie eine vermeintlich strategische Entscheidung – und doch könnte sie nicht kurzsichtiger sein: Unternehmen wie McDonald’s streichen ihre Diversity-Ziele, Google stampft Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung ein. Auf den ersten Blick mag das wie eine Anpassung an die politischen Gegebenheiten in den USA erscheinen. Doch diese „Anpassung“ ist nicht nur ein massiver Rückschritt, sondern ein strategischer Fehler, der die Unternehmen langfristig teuer zu stehen kommen könnte.
Die Politik mag sich wandeln, aber wirtschaftliche und regulatorische Realitäten bleiben bestehen. Unternehmen, die sich von populistischen Strömungen leiten lassen, vergessen dabei zwei entscheidende Dinge:
1. Vielfalt im Team ist kein nettes, optionales Ad-on, das man nutzen kann, wenn es gerade im Marketing-Trend ist. Diversity ist ein zentraler Wachstumstreiber.
2. Vor allem hierzulande sind Unternehmen in Europa an verbindliche Vorgaben durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gebunden, die Diversity- und DEIB-Kennzahlen (Diversity, Equity, Inclusion & Belonging) als festen Bestandteil der Berichterstattung verlangen. Wer dem nicht nachkommt, sieht sich mit hohen Strafen konfrontiert.
Warum Vielfalt kein Luxus, sondern ein Wettbewerbsvorteil ist
Wir könnten hier zig Studien von wissenschaftlichen Instituten, Beratungsfirmen oder NGOs listen, die belegen, dass Vielfalt und soziale Nachhaltigkeit ein Garant für Wachstum, Mitarbeitendenzufriedenheit, höhere Retention-Rates oder für besser Akzeptanz bei Konsument*innen ist.
Doch es geht uns gar nicht nur um betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Unternehmen, die Vielfalt in ihren Strukturen verankern, schaffen ein Umfeld, das für Talente aus aller Welt attraktiv ist. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und einem demografischen Wandel ist das nicht nur ein Bonus – es ist essenziell. Mal vom sozial ethischen Standpunkt gänzlich abgesehen.
Die Entscheidung, Diversity-Ziele zu streichen, lässt nicht nur wichtige Chancen ungenutzt, sondern signalisiert auch potenziellen Fachkräften: „Ihr seid hier nicht willkommen.“ Diese Botschaft kann langfristig erheblichen Schaden anrichten – weit über das Image hinaus.
Soziale Nachhaltigkeit als Pflicht und Chance
Während Unternehmen in den USA kurzfristig versuchen, sich an politische Strömungen anzupassen, gibt es in Europa keinen Spielraum für solche Rückschritte. Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen Unternehmen nicht nur über ihre ökologischen Nachhaltigkeitsstrategien berichten, sondern auch über soziale Aspekte, einschließlich Maßnahmen zur Förderung von Diversität und Gleichstellung.
Hier kommen DEIB-Kennzahlen ins Spiel. Unternehmen müssen beispielsweise konkrete Daten zur Geschlechterverteilung, ethnischen Vielfalt und Maßnahmen gegen Diskriminierung offenlegen. Ein Rückzug von diesen Zielen ist in Europa keine Option mehr, wenn Unternehmen langfristig compliance-konform bleiben und Strafzahlungen vermeiden wollen.
Konsument*innen beobachten genau
Ein oft unterschätzter Aspekt bei solchen Entscheidungen ist die Reaktion der Konsument*innen. Die Mehrheit der US-Amerikaner*innen hat nicht für Donald Trump gestimmt, und dennoch reagieren viele Unternehmen so, als wären seine politischen Positionen der gesellschaftliche Konsens. Das ist ein Trugschluss und the Popular-Vote ging an Karmala Harris.
Heute achten Konsument*innen verstärkt auf die Werte, die Unternehmen vertreten. Marken werden zunehmend an ihrem gesellschaftlichen Engagement gemessen. Eine Studie von Edelman zeigt, dass 64 % der Verbraucher*innen weltweit Produkte boykottieren, wenn Unternehmen gegen ihre Überzeugungen handeln (Quelle: Edelman Trust Barometer, 2022).
Der Rückzug von Programmen zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung sendet das falsche Signal – nicht nur an die Belegschaft, sondern auch an die Kund*innen. Wenn diese sich nicht mehr mit den Werten eines Unternehmens identifizieren können, ist die Konkurrenz nur einen Klick entfernt.
Der langfristige Schaden ist real
Unternehmen, die jetzt Diversity-Maßnahmen einschränken, könnten kurzfristig Kosten sparen – zumindest auf dem Papier. Doch langfristig riskieren sie den Verlust von Top-Talenten, Einbußen beim Innovationspotenzial und einen erheblichen Imageschaden.
Die Geschichte zeigt, dass Unternehmen, die gesellschaftliche Entwicklungen ignorieren oder sich populistischen Strömungen anpassen, oft in eine Krise geraten. Vielfältige Teams sind besser darin, neue Märkte zu erschließen, innovative Produkte zu entwickeln und sich an Veränderungen anzupassen. Genau diese Fähigkeiten sind in einer sich ständig wandelnden Welt unverzichtbar.
Vielfalt als Grundlage wirtschaftlicher Resilienz
Die Weltwirtschaft wird zunehmend komplexer, und Unternehmen stehen vor immer neuen Herausforderungen. Diejenigen, die Vielfalt in ihren Strukturen verankern, sind besser gerüstet, um auf unvorhersehbare Entwicklungen zu reagieren. Vielfalt fördert nicht nur Innovation, sondern auch Anpassungsfähigkeit und Krisenresilienz.
Wenn sich Unternehmen jetzt von ihren Diversity-Zielen verabschieden, berauben sie sich selbst eines ihrer stärksten Instrumente, um in unsicheren Zeiten zu bestehen. In einer globalisierten Welt, in der sich Märkte und Anforderungen ständig wandeln, ist es schlicht unklug, auf Einheitlichkeit zu setzen.
Was Unternehmen stattdessen tun sollten
Anstatt Diversity-Programme einzustampfen, sollten Unternehmen die aktuellen Entwicklungen zum Anlass nehmen, ihre Diversity-Strategien zu überprüfen und zu stärken - oder sie gar erst entwickeln, sollte das noch nicht geschehen sein. Hier sind einige konkrete Schritte:
Messbare Ziele setzen: Vielfalt sollte Teil der Unternehmensstrategie sein – mit klaren, messbaren Zielen und einer regelmäßigen Überprüfung.
Mitarbeitendenbefragungen strategsisch nutzen: Durch Umfragen, die soziale Nachhaltigkeit zentrieren, können neben der Erfassung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden, dem Aufdecken möglichen Schwachstellen, direkt wichtige demographische Marker für den CSRD Bericht erhoben werden.
Gezielte Rekrutierung: Sucht aktiv nach Talenten mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen. Vielfalt beginnt schon im Bewerbungsprozess.
Schulungen und Weiterbildung: Sensibilisiert Führungskräfte und Mitarbeitende für unbewusste Vorurteile und Diskriminierung. Ein reflektiertes Team ist ein starkes Team.
Mitarbeitenden-Netzwerke fördern: Schafft Räume, in denen sich unterschiedliche Gruppen austauschen und gegenseitig stärken können.
Ein Weckruf, kein Abschied
Der aktuelle Trend, Diversity-Maßnahmen zu streichen, ist kein unausweichliches Schicksal – er ist eine Entscheidung. Und Entscheidungen lassen sich revidieren.
Unternehmen haben die Möglichkeit, Vorreiter*in zu sein und zu zeigen, dass sie nicht jedem politischen Wind nachgeben. Sie können beweisen, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung keine Gegensätze sind. Im Gegenteil: Sie bedingen sich gegenseitig.
Wir bei der Diversity Factory glauben daran, dass Vielfalt nicht nur ein gesellschaftliches Ideal ist, sondern eben auch einen Garant für wirtschaftlichen Erfolg darstellt. Wir arbeiten jeden Tag mit Unternehmen zusammen, um Strategien zu entwickeln, die Vielfalt und unternehmerisches Wachstum verbinden – nachhaltig und zukunftsorientiert. Dabei geht es nicht nur um das Erfüllen von Anforderungen, sondern um nachhaltigen Wandel mit messbarem Impact.
Melde dich gerne bei uns & lass uns diesen Weg gemeinsam gehen.