Intersektionalität: Warum unsere Identitäten mehr sind als die Summe ihrer Teile
Intersektionalität – ein Begriff, der zunehmend in Diskussionen über soziale Gerechtigkeit, Diversity und Inklusion auftaucht – beschreibt, wie verschiedene soziale Kategorien wie etwa Geschlecht, Hautfarbe, soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Bildungsgrad, Elternschaft, unterschiedliche körperliche und kognitive Fähigkeiten, kulturelle oder ethnische Zugehörigkeit, sowie Religion und Weltanschauung (u.a.) sich in der Identität eines Menschen überschneiden. Durch diese Überschneidung werden für jede Person einzigartige Erfahrungen und Herausforderungen geschaffen. Dieses Konzept, geprägt von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw, beleuchtet, wie individuelle Lebensrealitäten durch die Kombination unterschiedlicher Identitätsmerkmale geprägt werden.
Dabei geht es nicht nur darum, dass eine Person zu mehreren marginalisierten Gruppen gehören kann, sondern auch darum, wie diese Überschneidungen zu einer potenziell verstärkten Diskriminierung führen. Unternehmen und Institutionen, die Diversität fördern wollen, müssen diese Komplexität verstehen, um tatsächlich eine inklusive Umgebung schaffen zu können.
Intersektionalität in der Praxis: Zwei Beispiele, die verdeutlichen, was gemeint ist
Eine schwarze Frau in der Arbeitswelt:
Eine schwarze Frau sieht sich möglicherweise gleichzeitig mit rassistischen und sexistischen Vorurteilen konfrontiert. Während ihr männlicher Kollege “nur” aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert wird, kann sie zusätzlich mit sexistischen Erwartungen oder Zweifeln an ihrer Kompetenz kämpfen. Diese beiden Formen der Diskriminierung wirken nicht isoliert, sondern überschneiden sich, was zu spezifischen und oft schwerwiegenderen Nachteilen führen kann. Studien zeigen, dass schwarze Frauen im Vergleich zu weißen Frauen und schwarzen Männern seltener Führungspositionen erreichen und in Bewerbungsgesprächen häufiger benachteiligt werden (Quelle: McKinsey Diversity Report, 2023).
Ein queerer Mann mit Behinderung:
Ein schwuler Mann, der gleichzeitig eine körperliche Behinderung hat, kann Ablehnung auf mehreren Ebenen erleben. Innerhalb der LGBTQIA+-Community stößt er vielleicht auf Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen, während er in der breiteren Gesellschaft mit Stigmatisierung aufgrund seiner Sexualität und Behinderung zu kämpfen hat. Diese doppelte Belastung führt zu einzigartigen Barrieren – sei es bei der Wohnungssuche, im Arbeitsmarkt oder im sozialen Umfeld.
Diese Beispiele zeigen: Identitäten sind nicht eindimensional. Die individuelle Erfahrung entsteht aus der Überschneidung verschiedener sozialer Dimensionen, die gemeinsam wirken und spezifische Herausforderungen schaffen.
Intersektionale Diskriminierung: Was bedeutet das konkret?
Intersektionale Diskriminierung beschreibt Situationen, in denen eine Person aufgrund mehrerer, sich überschneidender Identitätsmerkmale benachteiligt wird. Dies ist mehr als nur die Summe einzelner Diskriminierungen – die Kombination kann eine eigene Dynamik entwickeln. So sind Frauen mit Migrationsbiografie oft stärker von Vorurteilen betroffen als Männer mit derselben Herkunft. Auch gesetzliche Schutzmechanismen greifen oft zu kurz, da sie sich meist nur auf einzelne Diskriminierungsmerkmale beziehen.
Ein anschauliches Beispiel hierfür ist der Arbeitsmarkt: Während Frauen allgemein bereits mit der gläsernen Decke kämpfen, stoßen Frauen mit Behinderung oder migrantischer Erfahrung oft auf zusätzliche Hürden. Sie werden möglicherweise als weniger kompetent wahrgenommen, was ihre berufliche Entwicklung behindern kann.
Warum Intersektionalität für Unternehmen wichtig ist
Für Unternehmen, die auf eine diverse Belegschaft setzen, ist das Verständnis von Intersektionalität von zentraler Bedeutung. Eine inklusive Unternehmenskultur, die sich ausschließlich auf einzelne Diversity-Dimensionen wie Geschlecht, Sexualität oder Migration konzentriert, wird schnell an ihre Grenzen stoßen. Mitarbeitende mit intersektionalen Identitäten brauchen gezielte Maßnahmen und eine tiefere Sensibilisierung, um Barrieren effektiv abzubauen.
Unternehmen, die Intersektionalität in ihre Diversity-Strategien einbinden, können nicht nur Diskriminierung besser entgegenwirken, sondern auch einen echten Wettbewerbsvorteil schaffen. Forschung zeigt, dass diverse und inklusive Teams innovativer, kreativer und produktiver arbeiten (Quelle: Harvard Business Review, 2022). Wer Mitarbeitende in ihrer gesamten Vielfalt anerkennt und wertschätzt, schafft nicht nur ein besseres Arbeitsumfeld, sondern erhöht auch die Attraktivität als Arbeitgeber*in.
Ein Blick nach vorn: Intersektionalität strategisch nutzen
Wie Unternehmen konkret von einem intersektionalen Ansatz profitieren können, werden wir in einem kommenden Beitrag näher beleuchten. Es wird darum gehen, wie Organisationen intersektionale Perspektiven in ihre Prozesse integrieren können – von der Personalgewinnung über die Teamarbeit bis hin zur Führungskultur.
Wenn du darüber hinaus mehr erfahren möchtest, wie Du Dein Unternehmen durch das Verständnis von Intersektionalität zukunftsfähig machst, melde dich gerne bei uns oder vereinbare jetzt einen unverbindlichen Kennenlern-Termin!